Unkomplizierte Schönheit – Die Taglilie

Der Bund deutscher Staudengärtner hat seine Wahl getroffen: Die Taglilie (Hemerocallis) ist Staude des Jahres 2018. Grund genug, sich diese Staudengattung einmal genauer anzuschauen. Was macht diese Pflanze eigentlich so besonders?

 

Als erstes kommen einem da schnell die prachtvollen, leuchtenden Blüten in den Sinn, die ein außergewöhnlich großes Spektrum an Farben - von reinem weiß, über leuchtende Gelb-, Orange- und Rottöne bis hin zu einem tief dunklen purpur - abdecken.

 

Es gibt sogar viele mehrfarbige Sorten. Auch im Hinblick auf die Größe und Form der Blüten ist die Vielfalt groß.

 

Leider ist die Schönheit einer einzelnen Blüte nur von kurzer Dauer, sie sind oft schon nach einem einzigen Tag wieder verblüht, daher auch der botanische Name „Hemerocallis“, der sich aus den griechischen Begriffen für „Tag“ (hemera) und „Schönheit“ (kallos) zusammensetzt. Zum Glück trägt die Taglilie so viele Blüten (bei einem ausgewachsenen Exemplar können es bis zu 500 in einer Saison werden), dass die kurze Lebensdauer der Einzelblüten eigentlich gar nicht auffällt und wir ihre Schönheit wochenlang genießen können. Mit einer durchdachten Kombination unterschiedlicher Sorten, die zeitversetzt blühen, lässt sich die Hemerocallis-Blüte sogar auf mehrere Monate, von Mai bis in den Spätsommer hinein ausdehnen.

 

Das Farbspektrum ist riesig, es gibt sogar zahlreiche mehrfarbige Sorten
Das Farbspektrum ist riesig, es gibt sogar zahlreiche mehrfarbige Sorten

 

EXKURS: USA – Land of the daylilies

 

Zwischen der Taglilie und den USA besteht eine besondere Beziehung. Seit sie im 19. und 20. Jahrhundert ihren Weg aus Asien nach Europa und Nordamerika gefunden hat, hat sie sich in den USA zusammen mit der Funkie zur beliebtesten Staude entwickelt. Ständig werden dort neue Sorten gezüchtet, daher haben viele Sorten auch einen englischsprachigen Namen. Bei der Amerikanischen Hemerocallis-Gesellschaft (AHS) sind mittlerweile weit über 80.000 verschiedene „daylilies“ registriert.

Vorsicht übrigens bei nordamerikanischen Züchtungen: viele von ihnen kommen mit dem kühlen Klima in Mitteleuropa nicht so gut klar und blühen bei uns dementsprechend nicht so üppig.

 

Die Blüten sind übrigens nicht nur ein Fest für das Auge, sondern auch für unsere Geschmacksnerven – sie sind nämlich essbar und können zum Beispiel als knackige und farbenfrohe Salatdekoration verwendet werde. Je nach Sorte variiert der Geschmack dabei zwischen süßlich, nussig und scharf. In China, der Heimat der Taglilie, landen die Knospen und Blüten schon seit tausenden von Jahren auf dem Teller, die Wurzeln werden darüber hinaus traditionell als Arzneimittel genutzt.

 

Noch viel besser als in der Küche sind Taglilien dann aber doch in unseren Gärten aufgehoben. Aber was müssen wir eigentlich beachten, damit sie sich dort so richtig wohlfühlen und ihre ganze Schönheit entfalten können? Generell sind Taglilien gar nicht so überaus anspruchsvoll und relativ anpassungsfähig. Die Pflanzen gedeihen eigentlich in jedem normalen Gartenboden, er sollte im Idealfall allerdings humos, durchlässig, gleichzeitig aber auch nicht zu trocken sein. Optimal ist dabei ein sonniger oder absonniger Standort. Einige Sorten kommen auch gut mit halbschattigen Verhältnissen klar, sind dort dann aber in der Regel nicht ganz so blühfreudig. Auch zu große Trockenheit schränkt die Blühfähigkeit ein.

 

Hemerocallis ´Golden Scepter´ - eine alte, besonders reich und leuchtend blühende Sorte
Hemerocallis ´Golden Scepter´ - eine alte, besonders reich und leuchtend blühende Sorte

 

Hemerocallis fühlt sich in vielen Gartensituationen zuhause. Gut aufgehoben ist sie beispielsweise in einem bunt blühenden Bauerngarten, kombiniert mit anderen klassischen Bauerngartenstauden wie Rittersporn, Sonnenhut oder Phlox. Auch an Teichen macht sie als Randbepflanzung eine gute Figur, zum Beispiel in Kombination mit Frauenmantel oder Schwertlilien. Für Beete und Rabatten in sonniger bis halbschattiger Lage ist die Taglilie ebenfalls gut geeignet, sofern es dort nicht zu trocken ist. Sie entfaltet dort sowohl als einzeln gesetzte Leitstaude, als auch in kleineren Gruppen und sogar als großflächige Pflanzung eine reizvolle Wirkung. Selbst als Kübelpflanze lässt sie sich verwenden, sofern sie dort regelmäßig gegossen und im Winter vor Frost geschützt wird.

 

Geeignete Pflanzpartner

 

Stauden

Alchemilla (Frauenmantel)

Aster (Aster)

Delphinium (Rittersporn)

Echinacea (Sonnenhut)

Geranium (Storchschnabel)

Geum (Nelkenwurz)

Helenium (Sonnenbraut)

Heliopsis (Sonnenauge)

Iris sibirica (Sibirische Schwertlilie)

Monarda (Indianernessel)

Paeonia lactiflora (Pfingstrose)

Phlox paniculata (Garten-Phlox)

Rudbeckia (Sonnenhut)

Salvia (Salbei)

 

Gräser

Miscanthus sinensis (Chinaschilf)

Molinia (Pfeifengras)

Panicum (Rutenhirse)

 


Gönnt man der Taglilie neben einem geeigneten Standort dann noch eine jährliche Düngergabe im Frühjahr, wird man viel Freude an ihr haben. Über das Düngen hinaus macht diese genügsame Staude nämlich kaum Arbeit, schon der berühmte Staudenzüchter Karl Foerster bezeichnete sie deshalb als „Blume des intelligenten Faulen“. Bei länger ausbleibendem Regen im Frühjahr und Sommer freut sie sich über etwas Wasser – in diesem Fall also das Gießen nicht vergessen! Sonst kann es passieren, dass einige Blütenknospen schon vor dem Öffnen abfallen. Desweiteren sollte das Laub jährlich nach dem Einziehen zurückgeschnitten werden. Blüht die Pflanze nach ein paar Jahren nicht mehr ganz so üppig wie gewohnt, hilft das Teilen des Wurzelstocks im Herbst.

 

Vielseitig, unkompliziert und pflegeleicht, gleichzeitig aber auch wunderschön – die Taglilie hat sich den Titel „Staude des Jahres 2018“ wahrlich verdient.