Wer sich intensiver mit dem Thema Stauden-verwendung beschäftigt, wird ziemlich schnell über den Namen „Piet Oudolf“ stolpern. Der im Jahr 1944 geborene Niederländer gilt als einer der ange-sehensten Gartenarchitekten unserer Zeit. Seine Staudenkompositionen – von ihm stammt beispielsweise die Bepflanzung des New Yorker High Line Parks – sind weltbekannt.
Am Wochenende hatte ich endlich einmal die Gelegenheit in Hamm eine von ihm entworfene Gartenanlage live und in Farbe bewundern zu können.
Zu finden ist sie im Maximilianpark, der im Rahmen der ersten Landesgartenschau Nordrhein-Westfalens im Jahr 1984 auf einem ehemaligen Zechengelände entstanden und heute ein beliebter Anlaufpunkt für Erholungssuchende aus Hamm und Umgebung ist.
Oudolfs Staudenpflanzungen können dort seit Juli 2011 besichtigt werden und stellen meiner Meinung nach - nicht nur für Pflanzenkenner - das absolute Highlight der 22 Hektar großen Parkanlage dar. Die beiden Pflanzungen stehen unter den Überschriften „GartenKunst“ und „NaturGestalten“ und umfassen insgesamt fast 42.000 Stauden und Gräser auf etwa 6.000m² Fläche. Der Teil „GartenKunst“ vereint dabei 60 verschiedene Pflanzenarten und –sorten auf ca. 4.000m², der Teil „NaturGestalten“ 61 Arten und Sorten auf rund 2.000m².
Doch noch viel beeindruckender als die Dimension und Weitläufigkeit der beiden Anlagen ist die Art und Weise, wie die unterschiedlichen Pflanzenarten sich dort zu einer harmonischen Gesamtkomposition zusammenfügen und sich in den umliegenden Baumbestand und die großzügigen Rasenflächen einbetten, als wären sie schon immer dagewesen.
Oudolf entwirft seine Pflanzungen so, dass sie ganzjährig attraktiv und interessant wirken, dennoch erreichen viele seiner Pflanzenkompositionen im Spätsommer den Höhepunkt ihrer Pracht. Einer der ersten Septembertage war also – wenn auch eher zufällig als bewusst gewählt – genau der richtige Zeitpunkt für eine Besichtigung. Insbesondere, da das Wetter an diesem Tag mit blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen voll mitgespielt hat.
Die Stauden und Gräser zeigten sich an diesem Tag von ihrer schönsten Seite. Die leuchtenden Rot-, Gelb- und Blautöne der Blüten harmonieren perfekt mit dem Braun der gerade blühenden Gräser und verblühten (aber bewusst noch nicht heruntergeschnittenen) Staudenblütenstände und erzeugen ein intensives und gleichzeitig überaus warm wirkendes Zusammenspiel von Farben. Die Kombination unterschiedlichster pflanzlicher Strukturen und Texturen verleiht dem Gesamtbild dabei zusätzliche Würze.
Auf so großen Flächen hätte man sicherlich noch viel mehr unterschiedliche Pflanzen unterbringen können als die genannten 60 bzw. 61. Diese Beschränkung auf eine bestimmte Anzahl von Arten und Sorten, die dann innerhalb der Pflanzung mehrmals wiederholt werden, bewirkt jedoch, dass das Ganze nie überladen oder zu unruhig wirkt und erzeugt zudem eine beeindruckende Fernwirkung. Eine geschickte Höhenstaffelung der Pflanzen sorgt für zusätzliche Harmonie und rundet das Gesamtbild ab.
Die Wirkung von Oudolfs Staudenpflanzungen kommt sicherlich erst dann so richtig zur Geltung, wenn man selbst davor oder mittendrin steht. Sie lässt sich nur schwer anhand von Worten und Fotos vermitteln. Ein Besuch der beiden Flächen im Maximilianpark ist deshalb absolut empfehlenswert.
Der Park hat übrigens auch darüber noch einiges zu bieten, z.B. das größte Schmetterlingshaus Nordrhein-Westfalens, einen riesigen Abenteuerspielplatz…
… oder den 35 Meter hohen Glaselefanten, das weltweit größte Gebäude in Tiergestalt. Über einen Fahrstuhl in seinem Rüssel gelangt man zu einer Aussichtsplattform in seinem Kopf, von der aus man einen tollen Weitblick über Hamm und das Umland hat.